Der Nordsee-Zeitung vom 17. Januar 2019 war zu entnehmen, dass ein Vorschlag des Wissenschaftsressorts auf dem Tisch liegt, demzufolge die Universität Bremen mit den Bremer und Bremerhavener Kliniken ein gemeinsames Konzept für eine medizinische Fakultät entwickeln soll. Dass Bremerhaven hierbei expressis verbis genannt wurde, ist ein großer Erfolg, allerdings auch nur ein erster Schritt, so Dr. Gunnar Wagner aus dem KBR: „Es kommt nun darauf an, in der geplanten Konzeption einen eigenständigen Campus Bremerhaven durchzusetzen.“ In dem geplanten Konzept müssen Alleinstellungsmerkmale eines Bremerhavener Campus etabliert werden, um ihn von Bremen abzugrenzen. Die Allgemeinmedizin ist in den Mittelpunkt der Ausbildung zu stellen. Ein weiterer Punkt, der ebenfalls als Alleinstellungsmerkmal entwickelt werden kann, ist die wissenschaftliche Ausrichtung eines Campus Bremerhaven. Außerdem schlagen Kollegen aus dem Klinikum Bremerhaven Reinkenheide einen Common Trunk vor, der gemeinsame Stamm der Medizin und aller anderen medizinischen Fächer sein könnte. Ärzte, Pflegekräfte, Krankengymnasten, MTAs, Hebammen und selbstverständlich auch die Physican Assistants sollen demnach zu Beginn der jeweiligen Ausbildung in bestimmten Fächern gemeinsam ausgebildet werden. Ein solches Konzept hätte nicht nur medizinisch-fachliche, sondern ganz sicher auch gesellschaftliche Konsequenzen, z. B. durch eine Veränderung des Bewußtseins der eigenen Position im Miteinander der medizinischen Berufe. Dazu Dr. Wagner: „Auch der Common Trunk, wenn man so will der große Wurf, kann ein Alleinstellungsmerkmal sein. Allerdings bin ich der Meinung, dass man – vielleicht mit Ausnahme des Studiengangs „Physican Assistants“ – dieses Modell nur im Laufe von vielen Jahren realisieren kann und darüber hinaus auch nur dann, wenn man über eine selbstständig funktionierende universitäre Struktur verfügt. Der Campus Bremerhaven muss deshalb unser primäres Ziel sein. Wie kann es nun weitergehen?“ Nach mehrfachen Ansprachen und Anschreiben kam es am 26. März 2019 zu einem Treffen im Klinikum Seepark.
Auf Einladung von Prof. Dr. Haasper wurde beschlossen, zunächst Themen für eine Wissenschaftsmesse zu sammeln und ein Konzeptpapier zu erstellen. In der Nachbesprechung stellte sich dabei ein umfangreiches, aber sehr heterogenes Bild dar, das ggf. als bunter Blumenstrauß die breite Masse nicht erreichen wird, so dass sich zunächst vor allem auf das Konzeptpapier konzentrieren werden sollte. In diesem sollen Projekte mit Kooperation in Richtung Wissenschaft vor Ort und lokale Wirtschaft herausgestellt werden. Damit sollen Alleinstellungsmerkmale für Bremerhaven und Umland betont werden und Kernkompetenzen unter universitären Aspekten für die Fachdisziplinen beworben werden.
Nachtrag September 2019
Nach den Wahlen in Bremen und dem Abschluss der neuen Koalitionsverhandlungen wurde bekannt, dass im Koalitionsvertrag der Medizinische Campus nicht erwähnt wird. Daher ist in dieser Legislaturperiode mit keinen weiteren Schritten im Hinblick auf die Bildung eines solchen Konstrukts zu rechnen. Die zuständigen neuen Senatorinnen haben jedoch signalisiert, die Machbarkeitsstudie mit der Universität Lund durchzuführen und in Abhängigkeit des Ergebnisses dieses Thema zumindest weiter zu beleuchten.
Trotz dieser betrüblichen Feststellung, dass damit das Projekt Medizinischer Campus für den Zeitraum der nächsten vier Jahre sicherlich auf Eis liegt, muss erwähnt werden, dass im Koalitionsvertrag sowohl die Gesundheitswirtschaft und auch ein Gesundheitscampus Erwähnung finden. Es wird das Ziel formuliert, Bremen zu einer führenden Gesundheitsregion zu entwickeln. Der Fokus wird jedoch hier auf die Themenfelder Public Health und therapeutische Gesundheitsfachberufe gelegt. Hier sollte mit dem in der Gründung befindlichen Studiengang Physican Assistant an der Hochschule Bremerhaven Flagge für die Seestadt gezeigt werden.
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